Author: Martin Krauss
Publish date: 2023-03-17 10:49:00
www.taz.de
Read all
Er hüpfte nicht einfach irgendwie. Mit Biomechanik und Ingenieurswissen revolutionierte der US-Amerikaner Dick Fosbury den Hochsprung.
Angewandte Biomechanik: Dick Fosbury, 1968 Foto: ap
Ein Gerücht gilt es zu widerlegen: Dick Fosbury, Olympiasieger im Hochsprung von 1968, hatte sehr wohl einen Körperschwerpunkt, mitten in seinem schlaksigen Körper.
Sein Flop, mit dem er rücklings über die Latte sprang, brachte aber seinen KSP, wie der Körperschwerpunkt bei Biomechanikern abgekürzt wird, näher an die Latte heran. Das ist eine von zwei genialen Überlegungen des Dick Fosbury, geboren 1947 in Oregon: nicht irgendwie über die Latte hüpfen, sondern sich quasi um sie herumwinden.
Die zweite Erkenntnis war: Wenn er sich wie die meisten Springer seiner Zeit im Straddle-Stil um die Latte wälzt, hat er mehr Möglichkeiten zu reißen, als wenn er es nur in der Körperbreite tut.
Für die Praktischwerdung seiner Überlegungen nahm Fosbury einen extra langen Anlauf, in weitem Bogen trabte er auf die Hochsprunganlage zu, nutzte noch zum Schwung holen das Drehmoment, um die Latte in seinen Rücken zu bekommen, und sprang ab. Was dann kommt, ist die Überstreckung von Hüfte und Wirbelsäule zu einem Bogen, für den das Wort Hohlkreuz viel zu harmlos ist. Dann, so eine biomechanische Erkenntnis, kann der KSP schon mal außerhalb des Körpers liegen, aber bei Fosbury tat er das nicht.
Beim Flop kann der Körperschwerpunkt schon mal außerhalb des Körpers liegen, aber bei Fosbury tat er das nicht
Auf die Olympiazuschauer in Mexiko wirkte Fosbury wie ein Hippie. Erst als er mit 2,24 Metern gewonnen hatte, fand er die bis dahin verweigerte Anerkennung. Mit Hochsprung hörte er auf, beendete sein Studium und eröffnete in Idaho ein Ingenieurbüro.
Vergangenen Sonntag starb Fosbury im Alter von 76 Jahren in Salt Lake City.
Author: Martin Krauss
Publish date: 2023-03-17 10:49:00
www.taz.de
Read all