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Publish date: 2023-05-26 17:00:46
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Leipzig – „It’s a Question of Time“? Nicht an diesem Abend! Zeit spielt keine Rolle, nicht für Martin Gore und Dave Gahan. Beide sind 61 Jahre alt. Beide stehen seit sie 18 sind gemeinsam auf der Bühne. Heute sind sie längst Legenden! Kein Wunder, dass „A Question of Time“ beim gigantischen Deutschlandtour-Auftakt von Depeche Mode in Leipzig nicht auf der Setlist steht.
Freitag, 21 Uhr: Pulsierendes Flackerlicht begleitet das Intro. Eine Silhouette im Nebel auf der Bühne lässt erahnen: Martin Gore (am Keyboard) ist schon da. Licht aus! Trommelschläge leiten „My Cosmos is Mine“ ein: „Don’t play with my world. Don’t mess with my mind“ singt Dave Gahan, hinter dem groß der Buchstabe „M“ auftaucht.
Depeche Mode performt zu „Walking In my Shoes“
„M“ für den Namen der Tour „Memento Mori“ (dt: „Der Sterblichkeit bewusst“). Sterblichkeit, die Depeche Mode vor genau einem Jahr traf. Andrew Fletcher, Keyboarder, Ruhepol, Organisator und seit jeher Vermittler zwischen den Hitzköpfen Gore und Gahan, starb am 26. Mai 2022. Viel zu früh, mit 60.
Doch „Fletch“ ist an seinem ersten Todestag in Leipzig allgegenwärtig. Sein Spiel übernimmt ein anderer. Sein Geist ist auf der Bühne. Nicht nur bei „World in My Eyes“, das von „Fletch“ mit 80er-Jahre-Fotos illustriert wird.
Dave Gahan zum ersten Konzert der Tour 2023
Zeitlos sind seine verbliebenen Mitstreiter. Zeitlos und sich selbst genug. Weder der Abgang von Alan Wilder (1995) noch der Tod von Andrew Fletcher (2022) haben Depeche Mode der Seele beraubt. Gore/Gahan sind Depeche Mode, wie Lennon/McCartney die Beatles, wie Jagger/Richards die Stones, wie Robert Smith The Cure.
Depeche Mode funktionieren auch 43 Jahre nach Bandgründung. Dave Gahan macht auch 2023 Show, steht im Mittelpunkt, dreht sich, rennt und springt wie in den 90ern. Wie immer bleibt auch bei „Memento Mori“ Martin Gore der Macher im Hintergrund. Ein Gott am Synthie, ein Taktgeber an der Gitarre, ein Begleiter am Mikro.
70 000 drängen sich auf der Festwiese. Highlights erleben sie nicht. Nicht, weil es keine Höhepunkte gibt. Jeder Song ist ein Highlight, die ganze Show gigantisch. „A Question of Lust“ von 1986 fügt sich nahtlos ans nur zwei Songs später gespielte „Ghost Again“, der ersten Auskopplung aus dem aktuellen Album.
„Wrong“, „Stripped“, „Enjoy The Silence“, natürlich „Just Can’t Get Enough“ und „Never Let Me Down Again“ treiben die Fans zur Extase. Die Götter des Synthie-Pop verabschieden sich aus Leipzig mit dem „Personal Jesus“. Die Auferstehung lässt hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten.
Bandmitglied Andrew Fletcher (hier bei einem Auftritt 2013) verstarb im Alter von 60 Jahren
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